Aggression und Gap-Konzept im No-Limit Texas Hold’em

Bitte machen Sie sich klar, dass Aggression im No-Limit Poker eine sehr große Rolle spielt. Aggressiv zu spielen bedeutet, dass man relativ oft wettet oder nach einer Wette des Gegners noch einmal erhöht. Es bedeutet auch, dass man hoch wettet und erhöht. Schon im Limit Poker ist meist derjenige im Vorteil, der den Pot als Erster aggressiv fÜr sich beansprucht. Er gibt den anderen Spielern zu verstehen, dass er sich stark genug fühlt, um die Hand zu gewinnen, sei es, weil er die bessere Hand hat oder weil er sich zutraut, den Pot auch mit einer schlechten Hand abzuräumen. Er agiert, während die anderen Spieler reagieren, und übernimmt somit die Kontrolle des Tisches.

 

Das Gap-Konzept
Hier spielt auch das sehr wichtige Gap-Konzept, das ursprünglich für Turniere formuliert wurde, eine Rolle. Das Gap-Konzept besagt, dass man generell eine bessere Hand braucht, um gegen jemanden zu spielen, der die Wettrunde eröffnet hat, als wenn man sie selbst eröffnet. Den Unterschied zwischen der Handstärke, die man zum Eröffnen benötigt, und der, die man zum Reagieren braucht, ist die Gap, zu Deutsch »Lücke«.
Vereinfacht gesagt: Man braucht in der Regel eine bessere Hand zum Mitgehen als zum Wetten. Das kommt daher, weil beim Wetten die Möglichkeit besteht, dass der andere aufgibt und es so auf die eigene Handstärke nicht mehr ankommt. Beim Mitgehen spielt man seine Hand auf jeden Fall weiter, und deshalb muss die Hand besser sein.
• Je tighter der Wettende spielt, desto größer die Gap und desto besser muss die Hand sein, mit der man gegen ihn spielt .
• Umgekehrt ist die Gap umso kleiner, je looser der Gegner ist, der eröffnet hat. Schließlich weiß ich dann, dass ich möglicherweise keine besonders gute Hand gegen mich habe.

Deshalb hat im Poker derjenige, der als Erster Aggression zeigt und wettet, oft einen Vorteil. Im No-Limit Texas Hold’em ist das Konzept der Aggression aus folgenden Gründen noch wichtiger als im Limit oder Pot-Limit Poker.
• Man kann im No-Limit höher wetten als beim Pot-Limit oder Limit. Insofern kann man durch hohe Wetten oder Erhöhungen Gegner besser aus der Hand drängen.
• Im No-Limit regiert häufig die Angst am Tisch. Schließlich kann man in jeder Hand all seine Chips verlieren. Die Spieler werden es sich daher oft zweimal überlegen, ob sie mitgehen, und so in späteren Wettrunden viel riskieren.
• Wenn man im No-Limit ein aggressives Image aufgebaut hat, funktioniert das Konzept der Aggression noch besser. Nur wenige Spieler werden sich trauen, gegen Sie zu spielen, wenn sie wissen, dass sie jederzeit damit rechnen können, All-In gesetzt zu werden.

Sie sehen also, dass es im No-Limit Texas Hold’em oft sehr wichtig ist, die Initiative zu ergreifen und zu wetten oder zu erhöhen. Der Effekt ist viel größer als beim Limit, da Sie wegen der festgelegten Wetthöhe beim Limit keine großen Wetten machen können und es so für Ihre Gegner in der Regel billig ist, auf Ihre Aggression zu reagieren. Natürlich ist es auch im No-Limit ein Fehler, mit jeder Hand zu wetten. Ein wenig Rückendeckung müssen Sie schon haben. Das gilt natürlich umso mehr, wenn Sie mit guten Spielern am Tisch sitzen, die ebenfalls aggressiv spielen.