Poker – Übungen zum Pre-Flop-Spiel

Um die grundsätzliche Denkweise eines guten Pokerspielers in der ersten Wettrunde zu verstehen, ist es nötig, dass wir uns jetzt an einigen Beispielen versuchen. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es oft sehr anstrengend sein kann, abstrakte Beispiele aus Pokerspielen in einem Buch zu lesen und gedanklich nachzuvollziehen. Ich versuche daher in diesem Buch, die Anzahl der Beispiele relativ gering zu halten. Und keine Angst:
Pre-Flop gibt es zum Glück nur zwei »Kärtchen«, um die wir uns kümmern müssen. Erst auf dem Flop wird es richtig kompliziert. Das Vorspiel im Texas Hold’ em ist relativ simpel: Welche Karten habe ich? Habe ich eine gute Position? Wie viele Spieler sind dabei, und was haben sie vor mir gemacht? Sie können diese Aufgaben auch als Test beantworten, indem Sie die Antworten mit einer Spielkarte zuhalten. Los geht’s …

Beispiel1: Sie haben
8(D)iamonds, 8(S)pades

Sie sitzen auf dem Button an einem vollen Tisch. Ein Spieler erhöht die Big-Blind, ein anderer erhöht wiederum, und der nächste Spieler gehr mit. Jetzt sind Sie an der Reihe. Was tun Sie?
Sie müssen die Hand aufgeben, da es vor Ihnen bereits zu viel Action gegeben hat. Es ist gut möglich, dass hohe Starthände wie AA, KK, AK oder AQ unterwegs sind. Die Chance, auf dem Flop ein Set zu machen, ist mit unter 10 % einfach zu gering.

Beispiel2: Sie haben
K(C)lubs, K(S)

Sie sitzen an einem Tisch mit sechs Spielern in Middle-Position. Ein Spieler vor Ihnen ist die Big-Blind mitgegangen. Sie sind an der Reihe. Was tun Sie?
Sie erhöhen. Mindestens das Dreifache der Big- Blind. Sie müssen Ihre gute Hand bereits jetzt durch eine relativ hohe Wette verteidigen. Es besteht immer die Chance, dass Sie mit KK im Laufe der Wettrunden von einem Ass-Paar geschlagen werden. Es muss jetzt vor allem dafür gesorgt werden, dass Asse mit schwachem Kicker aussteigen.

Beispiel3: Sie haben
6(S), 7(S)

Sie spielen mit nur vier Spielern am Tisch. Sie sind auf dem Button, und vor Ihnen hat ein Spieler um die dreifache BigBlind erhöht. Was tun Sie?
Sie müssen aufgeben. Sie haben zwar eine gute Position, aber Ihre Hand ist eine Multiway-Hand, die mit nur vier Spielern am Tisch nicht besonders gut ist. Wenn der Spieler, der vor Ihnen erhöht hat, einen König, ein Ass oder irgendein Paar hat, dann haben Sie kaum Chancen.

Beispiel 4: Sie haben
A(C), 4(C)

Sie sind in Late-Position an einem Tisch mit acht Spielern. Vor Ihnen sind vier Spielcr die Big-Blind mitgegangcn. Sie sind jetzt an der Rcihe. Was tun Sie?
Sie gehen nur mit. Sic wollen mit dieser Hand billig den Flop sehcn, denn Ihre Hand hat Nut-Flush-Potenzial. Einc Erhöhung würde zudem Spieler vertreiben, die Sie möglicherweise mit Ihrem Nut-Flush abkassieren können. Sie wollen vor dem Flop hier nicht mehr bezahlen, weil Ihre Hand so gut auch nicht ist. Wenn ein anderer Spieler ein Ass mit höherem Kicker hat, sieht es schlecht für Sie aus. Seien Sie also vorsichtig, wenn Sie Top-Pair mit dem Ass floppen: Sie sind wahrscheinlich geschlagen. Bei einem Spiel mit vielen Spielern hoffen Sie auf einen Nut-Flush, Nut-Flush-Draw, Two-Pair oder Trips mit Vieren.

Beispiel5: Sie haben
K(D), 8(C)

Sie sind an einem Tisch mit zehn Spielern, die Ihnen als relativ tight bekannt sind. Sie sitzen auf dem Button, und vor Ihnen sind sechs Spieler mitgegangen. Was sollen Sie tun?
Sie sollten aufgeben. Sie haben keine gute Hand. Selbst wenn der König Sie auf dem Flop trifft, ist es bei so vielen Spielern im Pot wahrscheinlich, dass ein anderer einen besseren Kicker hat als Sie. Sie wissen zudem nicht, ob die Blinds hinter Ihnen noch einmal erhöhen. Trennen Sie sich frühzeitig von diesen Händen, und lassen Sie sich nicht in teure Pötte hineinziehen. Eine Ausnahme wäre, wenn die Blinds sehr niedrig sind und Sie es als sehr unwahrscheinlich ansehen, dass die Blinds nach Ihnen noch einmal crhöhen.

Beispiel 6: Sie haben
7(H)earts, 7(S)

 
Sie sitzen nur zu dritt am Tisch, und Sie sind die Small-Blind. Der Spieler vor Ihnen ist die Big-Blind mitgegangen. Was tun Sie?
Sie sollten erhöhen. Mindestens drei- oder viermal die BigBlind. 77 ist mit nur drei Spielern eine sehr gute Hand und muss vor dem Flop durch Wetten verteidigt werden, damit die anderen kein höheres Paar mit den Gemeinschaftskarten bekommen. Sie sollten versuchen, die Hand durch eine hohe Wette schnell zu beenden, weil Ihre Position als Small-Blind ab der zweiten Wettrunde sehr schlecht ist.

Beispiel 7: Sie haben
A(S), J(S)

Am Tisch sitzen acht Spieler, die relativ loose spielen, und Sie sind nach der Big-Blind dran. Was sollen Sie tun?
Gehen Sie zunächst nur mit. Sie wissen nicht, was Sie bei den Spielern hinter Ihnen noch erwartet. Da der Tisch relativ loose ist, können Sie mit einer Erhöhung der Big-Blind auch nicht sicher sein, dass die Spieler aufgeben. Es kann auch sein, dass Sie noch mal erhöht werden, und dann wird es schwierig, weil Sie schon relativ viel in den Pot investiert haben. Wenn nach Ihrem Limpen ein Spieler wettet, können Sie immer noch in Ruhe entscheiden, ob es sich lohnt mitzugehen. So gut ist AJs auch nicht.

Beispiel 8: Sie haben
10(D), J(D)

Sie sind Big-Blind und sitzen an einem vollen Tisch mit zehn Spielern. Sechs Spieler, die Small-Blind eingeschlossen, sind die Big-Blind mitgegangen. Sie können jetzt als Big-Blind noch einmal erhöhen. Was tun Sie?
Sie sollten nur checken. Sie haben zwar eine Multiway-Hand, und es sind viele Spieler an der Hand beteiligt, aber der Sinn ist ja gerade, dass diese Spieler auf dem Flop noch dabei sind. Bevor der Flop kommt, sollten Sie mit einer solchen Hand nicht zu viel investieren. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie den Flush oder die Straße treffen, ist auch nicht so hoch und kann erst auf dem Flop richtig beurteilt werden.

Beispiel9: Sie haben
Q(C), Q(H)

 
Es sind acht Spieler am Tisch, und Sie sitzen zwei Plätze hinter der Big-Blind. Der Spieler under the Gun, der Ihnen als relativ loose bekannt ist, hat um die Big-Blind erhöht. Was soUen Sie tun?
Erhöhen Sie nochmals. Es könnte zwar sein, dass der Spieler nach der Big-Blind AA oder KK hat, aber das wissen wir nicht genau. Unsere Hand ist momentan zu gut, um sie auflugeben. Eine Erhöhung hat zudem den Vorteil, dass wir den Wettenden möglicherweise isolieren, wenn alle anderen Spieler aussteigen. Wenn wir nur mitgehen, besteht die Gefahr, dass andere Spieler diese relativ niedrige Wette ebenfalls mitgehen und Sie am Ende mit einem Ass- oder Königspaar schlagen .

Beispiel 10: Sie haben
9(C), 10(C)

Sie sitzen in einem Spiel mit zehn Spielern in Late-Position. Vier Spieler sind die Big-Blind mitgegangen. Was sollen Sie tun?
Sie sollten limpen. Sie haben eine sehr gute Multiway-Hand, und es sind auch noch relativ viele Spieler mit dabei. Mit einer solchen Hand wollen Sie billig den Flop sehen. Wenn Sie erhöhen, besteht die Gefahr, dass Sie zu viel Geld in den Pot investieren, obwohl der Flop Sie nicht trifft. Wenn der Flop trifft, wollen Sie möglichst viele Gegner haben und sollten diese nicht schon vor dem Flop durch eine Wette vertreiben.