Pre-Flop-Deception-Play Bluffen, Slow-Play und Change Gears vor dem Flop

Zunächst einmal sollte klar sein, dass Sie Ihr Spiel vor dem Flop abwechslungsreich und undurchschaubar für die anderen gestalten müssen. Gerade Pre-Flop spielen viele Spieler einfallslos, und man kann sie sehr leicht lesen. Man weiß zum Beispiel genau, dass sie eine Starthand der Gruppe 1 oder 2 haben, wenn sie aus früher Position heraus vor dem Flop erhöhen, und kann in der ersten und allen darauffolgenden Wettrunden sein Spiel darauf einstellen. Bitte variieren Sie Ihr PreFlop-Spiel, ohne jedoch unvernünftig zu sein.

Je weniger Spieler am Tisch sitzen, desto eher kann man vom traditionellen Pre-Flop-Schema abweichen. Wenn der Tisch voll ist, dann haben Sie weniger Spielraum, da zehn Starthände und somit 20 von 52 Karten ausgegeben sind. Die Bandbreite der Hände wird einfach größer, und das Spiel läuft eher schematisch ab. Bei wenigen Mitspielern kann es oft sein, dass niemand eine spiel bare Hand hat oder alle eine spielbare Hand haben. Dann verläuft das Pre-Flop-Spiel gerade im No-Limit oft sehr undogmatisch. Je mehr Spieler, desto größer ist die Bandbreite der ausgegebenen Starthände, und man sollte eher diszipliniert sein.

Slow-Play vor dem Flop
Slow-Play – mit einer starken Hand Schwäche zu simulierenspielt vor dem Flop eine viel geringere Rolle als nach dem Flop. Warum das so ist, leuchtet eigentlich direkt ein. Man braucht für ein erfolgreiches Slow-Play natürlich Karten, die so gut sind, dass man sich nahezu sicher sein kann, damit am Ende zu gewinnen. Pre-Flop kennt man die fünf Gemeinschaftskarten, die alle Spieler benutzen können, noch nicht. Man kann sich also selbst mit Assen oder Königen nicht völlig sicher sein, am Ende noch zu gewinnen. Das gilt noch viel mehr für Starthände der niedrigeren Gruppen, zum Beispiel ATs. Wenn ich mit einer solchen Hand in guter Position nur mitgehe, dann ist das weniger Slow-Play als vielmehr ChangeGears, also eine Technik, die darauf abzielt, sein eigenes Betting-Pattern zu verschleiern.

Kandidaten für Pre-Flop-Slow-Play sind AA, KK und in einigen Ausnahmefällen auch QQ. Das sind Made- Hands, die eine relativ hohe, endgültige Gewinnchance haben. Keinesfalls sollte man mit AK oder ähnlichen Karten, die noch Verbesserung brauchen, an Slow-Playvor dem Flop denken. Hier wllte man erhöhen, um zu verhindern, dass schwächere Hände sich noch verbessern und AK schlagen. Welche Bedingungen sollten erfüllt sein, um vor dem Flop ein Slow-Play zu wagen?

• Der Tisch muss aggressiv sein. Ihre vorgetäuschte Schwäche muss Aggression auslösen, die Sie dann ausnutzen. Darum geht es beim Slow- Play. Den Gegner dazu zu bringen, den Fehler zu machen, sich mit der schwächeren Hand zu weit aus dem Fenster zu lehnen.
• Der Tisch sollte relativ voll sein, und Sie sollten sich in früher Position befinden, damit die Chance besteht, dass nach Ihrem vermeintlich schwachen Mitgehen hinter Ihnen Action entsteht. Wenn vor Ihnen schon mehrere Spieler mitgegangen sind oder gar erhöht haben, dann sollten Sie mit einer guten Hand einfach kräftig erhöhen, um die lästigen Gegner mit ihren potenziellen Draw-Hands frühzeitig loszuwerden.
• Denken Sie stets an die möglichen negativen Folgen, die Slow-Play nach sich ziehen kann: Man kann mit seiner Bombenhand nur einen relativ kleinen Pot gewinnen, wenn die Gegner auf das Slow-Play nicht einsteigen und nicht wetten oder erhöhen. Zum anderen lässt man die Gegner zu billig den Flop sehen und erlaubt Ihnen dadurch, sich möglicherweise entscheidend zu verbessern. Das ist auch der Grund, warum man beim Slow- Play grundsätzlich eine wirklich sehr starke Hand wie AA, KK oder QQ braucht. Denken Sie daran: Im Texas Hold’ em ist keine Starthand wirklich kugelsicher.

 
Bluffen vor dem Flop
Beim Bluffen in der ersten Wettrunde geht es genau wie beim Bluffen allgemein darum, mit einer schlechten Hand und einer relativ hohen Wette Gegner mit besseren Händen zu vertreiben, um den Pot zu gewinnen. Pre-Flop dient der Bluff aber nicht nur diesem Ziel. Ein netter Nebeneffekt ist, dass unser Spiel für die Gegner undurchschaubar wird. Was sind also die Idealbedingungen für einen Bluff?

• Bluffen Sie Gegner, die sehr tight und ängstlich spielen.
Diese Gegner sind ideal, denn sie fühlen sich generell besser, wenn sie eine Hand wegwerfen. Für diese Spieler ist das Glas immer halbleer statt halbvoll, und sie suchen stets nach einem Grund, sich von ihrer Hand zu trennen. Geben Sie diesen mutlosen Spielern einen Grund dazu, indem Sie eine knackige Erhöhung machen, zum Beispiel dreimal die Big-Blind. Sie tun ihnen damit einen Gefallen. Bluffen Sie aber bitte keine Loose-Players, die ohnehin mit jedem schlechten Blatt mitgehen. Gerade Anfänger sind sehr schwer zu bluffen.
• Zum Bluffen sollten Sie wenige Gegner vor sich haben und eine gute Position. Ansonsten ist die Wahrscheinlichkeit zu groß, dass man auf eine gute Hand trifft, die den Bluff zunichte macht. Es gehört zu den typischen Anfängerfehlern, Pre-Flop in einen vollen Tisch hineinzubluffen. Auf diese Weise wird man sein Geld schneller los, als man es eingetauscht hat. In schlechter Position kommen einf.-lch zu viele unbekannte Variablen, sprich Spieler, in die Gleichung. Hinter mir können versteckte Monsterh~inde sitzen, die nur darauf warten, dass ein Spieler blufft, und dann genÜsslich mitgehen oder erhöhen.
• Meine Gegner sollten weder sehr viele noch sehr wenige Chips übrig haben. Die Gefahr bei demjenigen mit wenig Chips ist, dass er verzweifelt ist und aus diesem Grund einen All-In Move machen könnte und so unseren Bluff ruiniert. Der Gegner mit vielen Chips kann es sich erlauben, einfach mitzugehen und zu schauen, was man so macht, wenn er einen Verdacht hat. Er kann leicht den Sheriff spielen. Ideal ist also ein Gegner mit einem mittelgroßen Stack. Ein solcher hat meistens Angst, dass aus seinem mittleren Stack ein kleiner Stack wird, und neigt im Zweifel eher dazu, seine Hand wegzuwerfen, als dieses Risiko einzugehen.
• Pre-Flop zu bluffen bedeutet in vielen Fällen, dass man die Blinds klaut. Vor allem als Big-Blind sollte man immer an einen Bluff denken, wenn alle außer der Small-Blind rausgegangen sind. Die Small-Blind ist häufig nur mitgegangen, weil es für sie nur die Hälfte gekostet hat, und man hat zusärzlich Position auf sie.
• Ein Nachteil und ein Vorteil zugleich beim Bluffen vor dem Flop ist, dass noch kein Board da ist, das es erlaubt, bestimmte Hände durch eine hohe Wette zu repräsentieren. Sie bluffen also mehr oder weniger im Dunkeln. Die psychologische Komponente vor dem Flop ist anders: Das Opfer, das geblufFt wird, kennt nur zwei von sieben Karten seiner Hand. Es wird sich daher auch überlegen, wie es sich in den drei noch folgenden Wettrunden gegen Sie schlagen wird. Wenn Sie das Image haben, ein guter Spieler zu sein, werden die Spieler in der Regel eher aufgeben. Umgekehrt werden Sie oft ungewollte Calls bekommen, wenn Sie als weniger guter Spieler bekannt sind.

Im Ergebnis spielt also Bluffen vor dem Flop gerade bei wenigen Spielern und in guter Position eine sehr große Rolle, während es an einem vollen Tisch, an dem rpeist gute Hände unterwegs sind, eher unbedeutend ist. Slow-Play ist ebenfalls wichtiger bei wenigen Spielern. Hier ist die Wahrscheinlichkeit, am Ende geschlagen zu werden, weil man zu billig Gemeinschaftskarten verteilt, geringer. Zum Ende noch einige Beispiele zum besseren Verständnis:

Beispiel1: Sie haben
2(D)iamonds, 9(H)earts

 
Sie sind die Big-Blind. Die Blinds sind relativ hoch, 5 €/IO €, und alle Spieler außer der Small-Blind, die Ihnen als relativ loose bekannt ist, sind ausgestiegen. Sie sind jetzt an der Reihe und können von Ihrem Recht, noch mal zu erhöhen, Gebrauch machen. Was tun Sie?
Sie haben keine Hand. Was Sie haben, ist Schrott. Ihre einzige Chance, den Pot zu gewinnen, ist höchstwahrscheinlich jetzt. Sie sollten daher erhöhen und versuchen, die Small-Blind herauszubluffen. Da Ihnen die Small-Blind als relativ loose bekannt ist, hat er wahrscheinlich keine gute Hand. Es bedeutet aber auch, dass er Ihren Bluff tendenziell eher mitgeht. Daher sollten Sie hoch wetten. Am besten mindestens 20 €, ansonsten besteht die Gefahr, dass er mitgeht.

Beispiel2: Sie haben
A(D), A(C)lubs

Sie spielen mit nur vier Spielern, die eher tight sind, und Sie sitzen direkt hinter der Big-Blind. Sie sind als Erster an der Reihe, also under the gun. Was tun Sie?
Zwei Asse bekommt man nur in einer von zweihundertzwanzig Händen, und Sie freuen sich zu Recht. Sollten Sie die Asse jetzt aus schlechter Position erhöhen, besteht die Gefahr, dass alle Spieler aufgeben, wenn ihr Table- Image eher tight ist. Hier ist eine der wenigen Situatinen gegeben, in denen Slow-Play vor dem Flop angebracht ist. Bei nur vier Spielern ist die Chance relativ gering, dass Ihre Asse am Ende geschlagen werden. Sie sollten also nur mitgehen und hoffen, dass Sie Action von einem anderen Spieler bekommen. Das gilt natürlich nur, weil Sie den Tisch als tight einstufen. Ansonsten wäre hier eine I Erhöhung angesagt.

Beispiel3: Sie haben
7(H), 2(C)

Sie sind in einem Spiel mit neun Spielern und sitzen auf dem Button. Vor Ihnen sind drei Spieler ausgestiegen und drei haben gelimpt. Die Blinds sind 2 €/4 €. Sie sind nun an der Reihe. Was tun Sie?
Erst einmal herzlichen GlÜckwunsch zur schlechtesten Hand im Texas Hold’ em, auch Beer-Hand genannt. Sie ist niedrig, man kann nicht beide Karten fÜr eine Straße verwenden, und die Flush-Chancen sind schlecht. Die Frage ist also eigentlich nur, ob Sie bluffen oder aus teigen sollen. Sie haben die beste Position, den Button. Dennoch sollten Sie hier nicht bluffen. Es sind noch zu viele Spieler Übrig. Nach Ihrer Bluff-Wette müssen sich fÜnf Spieler entscheiden, ob sie mitgehen oder nicht. Wenn ein Spieler mitgeht, sehen Sie mit 72-offmit schlecht aus.