Wie organisiere ich ein Texas Hold’em- Turnier?

Was brauche ich?
Sie brauchen zunächst einmal ein Kartenspiel mit 52 Blatt ohne Joker. Nehmen Sie lieber beschichtete Karten, damit sie nicht so schnell kaputtgehen. Darüber hinaus brauchen Sie eine Uhr oder Stoppuhr, am besten mit Countdown, um jede neue Blind-Erhöhung zeitlich zu stoppen.

Sie benötigen des weiteren Chips. Zur Not kann man anstelle der Chips auch Monopoly-Geldscheine, Spiralnudeln o. Ä. nehmen. Das wirkt natürlich nicht gerade professionell, vor allem wenn ein Spieler anfängt, die Nudeln aufzuessen oder sich beim Gang zur Toilette die Taschen in der Küche wieder mit »Chips« füllt. Besorgen Sie sich also richtige Chips. Am besten einen Chipkoffer, in dem auch noch Karten und ein Dealerbutton Platz haben. Diese sind praktisch und schick, und es gibt sie schon ab 50 € im Internet zu bestellen.

Wie wird gespielt?
Jeder Spieler kauft sich für einen festgesetzten Betrag, das so genannte Buy-in, in das Turnier ein. Jeder Spieler erhält die gleiche Anzahl von Chips, zum Beispiel 5.000. Man nimmt am besten Chips im Wert von 25, 100 und 500.

Die Sitzreihenfolge wird dann ausgelost, indem jeder Spieler eine Karte zieht. Nachdem bestimmt wurde, auf welchem Platz derjenige mit der niedrigsten Karte sitzen wird, nehmen die anderen Teilnehmer im Uhrzeigersinn in der aufsteigenden Kartenwertigkeit links von ihm Platz.

Wenn zwei Spieler die gleiche Karte gezogen haben, so entscheidet hier, im Gegensatz zum Pokerspiel selbst, die Farbe. Die aufsteigende Reihenfolge ist anders als beim Skat: Kreuz, Karo, Herz, Pik. Die höchste Karte ist das Pik-Ass, die niedrigste die Kreuz-Zwei.

Sie können sich die Reihenfolge einfach merken, indem Sie die englischen Begriffe alphabetisch sortieren: Club (Kreuz), Diamond (Karo), Heart (Herz), Spade (Pik).
Derjenige mit der höchsten Karte ist der Dealer in der ersten Runde. Die Blinds, also die Zwangseinsätze, betragen am Anfang zum Beispiel 25/50 und steigen im Lauf des Turniers gemäß einem vorgegebenen Schlüssel an. Der Schlüssel kann zum Beispiel so aussehen:

Level     Small-Blind     BiK-Blind
1     25         50
2     50         100
3     75         150
4     100         200
5     150         300
6     200         400
7     300         600
8     400         800
9     600         1.200
10     800         1.600
11     1.000         2.000
12     1.500         3.000
Etc.     Etc.         Etc

Die Blinds werden in der Regel alle 15 Minuten erhöht. Im Einzelfall kann auch etwas mehr oder weniger Zeit festgelegt werden. Vor allem ab sieben Mitspielern sollte man sich eher für 20 Minuten oder mehr entscheiden. Am besten, man lässt eine Uhr mit Countdown oder eine Eieruhr laufen. Wenn die Uhr klingelt, werden die Blinds in der darauffolgenden Hand erhöht.

Es gibt mittlerweile auch sehr gute Computerprogramme, die die Blindlevelerhöhung durch einen Ton anzeigen. Diese Programme sind sehr praktisch, weil sie auch die Höhe der jeweiligen Blinds, die Pausen, die Anzahl der Spieler oder die aktuelle Höhe der Geldmenge darstellen und noch weitere sinnvolle Funktionen haben.

Re-Buy
Man kann das Turnier auch mit Re-Buy und Add-On spielen. Durch ein Re-Buy kann sich ein Spieler, der keine Chips mehr hat, wieder in das Turnier einkaufen. Das Re-Buy ist oft billiger als das Buy-In, und man erhält genauso viele Chips wie am Anfang. Ein Re-Buy ist nur bis zu einem bestimmten BlindLevel möglich, zum Beispiel bis 400/800. Man kann aber auch mit unbegrenzten Re-Buys spielen oder bestimmen, dass das Re-Buy nur einmal möglich ist. Durch das Re-Buy kommt mehr Geld ins Turnier, und man hat, ähnlich wie in einem Computerspiel, noch ein zweites oder drittes "Leben".

Add-On
Das Add-On wird zu Beginn eines bestimmten Blind-Levels vorgenommen. Die Spieler können zu einem bestimmten Zeitpunkt im Turnier einmalig und billig Chips nachkaufen, egal, wie viel Chips sie inzwischen noch vor sich liegen haben. Man kann zum Beispiel festlegen, dass nach dem Ende des 400/800-Blindlevels ein Add-On in Höhe von 20 € für 7.500 Chips möglich ist. Das Re-Buy und das Add-On sind natürlich freiwillig. Kein Spieler wird gezwungen, neue Chips zu kaufen.

Manchmal muss man in einem Pokerspiel einen so genannten Side-Pot bilden. Wenn einem Spieler mitten in einer Runde die Chips ausgehen, so bildet man einen Side-Pot, um den der All-in-Spieler kämpft. Der All-in-Spieler kann natürlich nur so viele Chips von den anderen gewinnen, wie er in den Pot gelegt hat. Die anderen Spieler wetten dann separat weiter. Es kann in einer Runde auch mehrere Side-Pots geben.

Ab Level 200/400 kann man die 25er Chips aus dem Spiel nehmen. Jeder Spieler baut die ihm verbliebenen 25er Chips vor sich auf und erhält dafür 100er Chips. Die gegebenenfalls übrig gebliebenen 25er Chips bleiben jeweils vor den Spielern liegen. Spieler A hat zum Beispiel zwei 25er und Spieler B drei 25er Chips übrig. Jeder erhält dann Karten in der Anzahl seiner übrigen 25er Chips. Spieler A bekommt also zwei Karten und Spieler B drei Karten. Wer am Ende die höchste Karte vor sich liegen hat, gewinnt alle verbliebenen 25er Chips. Das nennt man Chip-Race.

Wenn ein Spieler keine Chips mehr hat und keine neuen kaufen kann, so ist er aus dem Turnier ausgeschieden. Das Turnier endet, wenn ein Spieler alle Chips gewonnen hat. Der Gewinn wird dann nach einem vorher festgelegten Schlüssel unter den letzten Spielern verteilt. Bei einer Teilnehmerzahl von sechs oder weniger Spielern werden nur die ersten zwei Plätze ausbezahlt. Man sagt von den Spielern, die knapp am Geld vorbeigehen, dass sie in der Bubble ausgeschieden sind. Dies ist eine sehr undankbare und frustrierende Situation, weil man der Letzte ist, der ohne Geld gehen muss.

Will man ein Turnier mit sehr vielen Spielern und mehreren Tischen veranstalten, so schreibt man am besten kleine Zettel, auf denen jeder Tisch einen Buchstaben (A, B, C usw.) und jeder Platz eine Nummer erhält. Der Dealer hat die Nummer 0, der Spieler links vom Dealer die Nummer 1 usw. Wenn auf einem Zettel C5 steht, sitzt dieser Spieler am Tisch C auf dem fünften Stuhl links vom Dealer. Man kann die Zettel, Zllsammen mit den Chips, die jeder Spieler zu Beginn erhält, in verschließbare Tüten tun und dann an die Spieler verteilen.

Man muss die Tische zusammenlegen, wenn eine bestimmte Anzahl von Spielern ausgeschieden ist. Bei 100 Teilnehmern spielt man zum Beispiel an acht Tischen, wenn nur noch 80 Spieler übrig sind, an sechs Tischen, wenn nur noch 60 Spieler Übrig sind, usw. Wenn nur noch 10 Spieler dabei sind, werden diese an den letzten Tisch, den so genannten Final-Table, gesetzt. Das Umsetzen sollte in den Spielpausen geschehen, um Unruhe zu vermeiden. Die Blinderhöhungen und die Spielpausen gelten für alle Tische gleichzeitig und sollten vom Turnierleiter jeweils angesagt werden.

Und noch eines zum Schluss: Ein Spieler, der bei einem Turnier ausgeschieden ist, kann nicht mehr spielen. Ich habe schon mehrfach erlebt, dass Spieler so lange genervt haben; bis sie sich wieder einkaufen konnten. Ich werde ein Turnier in Italien nie vergessen: Nach Stunden ist ein Spieler regulär ausgeschieden. Er hat lange versucht, uns zu Überreden, ihn wieder reinzulassen, aber wir sind hart geblieben. Er ist dann mit einem traurigen Hundeblick weggegangen, aber wir hatten so viel Mitleid mit ihm, dass er sich schließlich fÜr 20 € wieder einkaufen durfte. Wie durch ein Wunder wurde seine Stimmung sofort besser, und das traurige Gesicht wich einem Hai-Grinsen. Er hat uns am Ende alle geschlagen und gewonnen. Ich habe in der Nacht vor lauter Wut kein Auge mehr zugemacht.